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Archiv für die Kategorie 'Architektur'

S21- Baustelle Hauptbahnhof

Montag, 1. August 2016

Am vergangenen Sonntagabend standen so gegen 19 Uhr mindestens neun Züge im Stuttgarter Kopfbahnhof und warteten auf ihre Abfahrtszeit. Zu Gesicht bekam man die Reisenden die Züge erst, nachdem sie durch den neuen Fußgängertunnel gelaufen waren. Was für lange Wege. Man betritt die Bahnhofshalle im Nordbereich, erst geht es durch die ganze Halle durch, um den neuen Einschlupf für die Fußgänger suchen, an riesigen Werbeplakaten vorbeimarschieren mit allen anderen, die auch ihre Koffer ziehen, dann wieder Richtung Gleis 4 laufen. Wie lange geht das noch so? 10 oder 12 Jahre?

Da stehen also nun die neun Züge, warten auf die Reisenden, die bequem einsteigen können, dann wird der Zug losfahren. Wie das wohl sein wird, wenn die im Untergrund hintereinander einfahren, halten und weiterfahren müssen? Dann werden die Züge wohl kaum noch die Reisenden erwarten können, die müssen dann am richtigen Punkt stehen, come in time, heißt es dann, einsteigen und los gehts, sonst kommt im Südwesten alles ins Stocken. Der Mensch wird zur Maschine werden. Die Maschine wird uns nicht mehr dienen, wir werden den Maschinen, dem Sekundentakt und der Geschwindigkeit erbarmungslos unterworfen sein. Kein Flanieren mehr in der Bahnhofshalle, eine Zeitung in Sichtweise der Lokomotive kaufen, 20 Schritte bis zum Zug. Das ist dann längst vorbei. Nein, der neue Untergrundbahnhof fordert Schnelligkeit, fix auf die Rolltreppe, runter… die vielen Reisenden, die sich am Sonntagabend durch den Fußgängertunnel quälten, um zu den Zügen zu gelangen, werden sich auf den Rolltreppen und dann auf den wenigen Bahnsteigen im neuen Untergrund bestimmt schon irgendwie verteilen. Umgekehrte Wagenreihenfolge, sicherlich werden die Bahnsteige breit genug sein, damit das Hin- und Hergerenne gut funktionieren wird. A propos Untergrundbahnhof, das wird doch nur ein Haltepunkt, denn die Neigung des Bahnsteiges „gut 400 Meter langen Gleise und Bahnsteige einen Höhenunterschied von mehr als sechs Metern (15 Promille)“ Quelle: > Gutachter warnt vor Unfallrisiken im geplanten Tiefbahnhof – SZ 5.10.2014 ist zu groß für einen Bahnhof.

Das > Eisenbahn-Bundesamt EBA wacht über den Bau. Und das lassen sich die Stuttgarter gefallen? Eine Behörde, die ganz offenkundig nichts mit Stadtplanung zu tun hat, prüft die Anträge der Bahn und genehmigt Bauabschnitte? Das ist eine absurde Situation, die keine Stadt, die sich für ihre > Stadtplanung interessiert, dulden dürfte.

Neue Uferpromenade am Feuersee eingeweiht

Mittwoch, 20. Juli 2016

> Feuersee. Uferumbau beginnt – Von kay, Stuttgarter Nachrichten 11. Januar 2016

> Stuttgart-West. Endlich Dolce Vita am Feuersee Von kay Stuttgarter-Zeitung: 19. Juli 2016 – 21:47 Uhr

Jetzt lädt das Ufer zum Verweilen ein. Vorher war der Gang zum Wassser nur eine Stolperfalle und keine Einladung zum Verweilen. Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne)?versprach, dass das Ost- und Westufer auch noch drankommen.

NEU: Roland Ostertag, Stuttgart – Zauber der Topographie und Elend der Stadtplanung

Montag, 18. Juli 2016

Ostertag-Stuttgart-Zauber-der-Topogaphie-und-Elend-der-Stadtplanung

Das jüngste Buch von > Professor Roland Ostertag ist erschienen:
> Stuttgart – Zauber der Topographie und Elend der Stadtplanung. „Stuttgart ist eine von der Natur und der Topographie bevorzugte schöne Stadt. … Aber Stuttgart verändert sich. Jetzt rächt sich das Fehlen eines Gesamtkonzepts für die Stadtentwicklung,“ heißt es in der Verlagsbeschreibung In diesem Band hat Roland Ostertag seine Aufsätze, Interventionen, Vorträge und Artikel zur Stadtplanung zusammengetragen.

> Stuttgart – Zauber der Topographie und Elend der Stadtplanung

ro-4-250

Inhalt
1. Vorwort, zur Einführung 5
2. Zur Einstimmung: Hansmartin Decker-Hauff und Otto Borst 9

Das Grundgesetz der Stadt
3. Grundgesetz der Stadt. Fundamentalien, Konstanten 45
4. Die Stadt als Lesebuch 49
5. Die Europäische Stadt 55
6. Was zeichnet eine lebenswerte Stadt aus? 63
7. Wem gehört die Stadt? Hat Stuttgart eine Seele? 73
8. Welchen Fortschritt? Welche Stadt wollen wir? 83
9. Es geht vorwärts. Sinnbild statt Abbild. 91

> Stuttgart woher- wohin – Ausstellung zur Stadtentwicklung im > Gähkopf 3:
Sa. 11 bis 15 h u. n. Vb.: > Auskunft

Zum Thema Stadt
10. Hat das Bürgertum abgedankt? 97
11. Hat die Politik abgedankt? 105
12. Die halbierte, die entzauberte Welt/Stadt 109
13. Wo bleibt die Baukunst, die Baukultur? 115
14. Stadt-Maschine oder Lebensraum? Die entzauberte Stadt 121
15. Alternativlos – Unumkehrbar 129

Und Stuttgart…?
16. Stuttgart – Quo vadis? 133
17. Stuttgart. Eine Stadt ohne Visionen 145
18. Stuttgarts Schichten der Geschichte. 151
19. Stuttgart – Landschaft – Ankünfte und Abschiede 157
20. Stuttgart – Deine Parks. 171
21. Vom Dach, den Dächern 181
22. Die Königstraße, meine Wonne 187

Denkmal… nach
23. Das Neue Lusthaus im Schlossgarten Stuttgart 193
24. Denkmalpflege – Verschiebemasse? 201
25. Vom Umgang mit Denkmälern. Du kommst auch noch dran. 207
26. Präventive Archäologie 215

Zerstörung
27. Brache: Verlust – Gewinn – Chance? 219
28. Tabula rasa 227
29. Stuttgart 21: Die vierte Zerstörung der Stadt 233
30. Stuttgart 21, Anzeige 241
31. Protest: Gegen die Verstümmelung des Stuttgarter Hauptbahnhofs 243
32. Stuttgart – Die Röhrenstadt 247
33. Protest gegen Stuttgart 21 – Stuttgarter wehrt Euch! 251
34. Vom Schwinden des Ortes. Was ist uns Stuttgart? 255

Parklandschaft
35. Wachsen, Pflegen, Schonen 263
36. Die Platane, der heilige Baum. 269
37. Bäume sind Lebewesen 273
38. Park und Villa Berg. Ein Elend. 277
39. Der Rosenstein ist im Gespräch 285
40. Neckar, Bundeswasserstraße oder Heimatfluss? 293

Einzelthemen
41. Weißenhof-Siedlung 299
42. Sei wahrhaftig gegenüber der Vergangenheit. 307
43. Über den Umgang mit der NS-Zeit, Erinnerungsorte in Stuttgart. 317
44. Trauer um die alte Tante SPD 323
45. Stellungnahme zum „Verkehrsentwicklungskonzept 2030“ 329
46. Wie werden wir regiert? Wie geht es weiter? 337

Ostertag-Stuttgart-Zauber-der-Topogaphie-und-Elend-der-Stadtplanung

Roland Ostertag
> Stuttgart – Zauber der Topographie und Elend der Stadtplanung
350 Seiten Hardcover, 148 x 210 mm
Peter-Grohmann-Verlag
ISBN 978-3-944137-1

Verantwortung für S21

Donnerstag, 16. Juni 2016

S21. Es ist noch nicht aller Tage Abend, oder es ist gar nicht so sicher, dass die Tunnelbauer, in den diversen Abschnitten immer wieder das Tageslicht oder nicht doch plötzlich das Ende des Tunnels und damit des ganzen Projekts sehen werden. Jetzt hat der stellvertretende Bahnchef Volker Kefer bekanntgegeben, dass er ab September nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Einer der Befürworter und damit auch Initiatoren des Projekts gibt auf. Damit hat auch die offizielle Suche nach den Schuldigen für das Finanzdesaster um S21 begonnen.

Die Geschichte von S21 ist schon nicht mehr ganz einfach zu erzählen, zu verworren ist der Mix von Verantwortungen, schon klingen erste Schuldzuweisungen an, hier und da hört man von involvierten Stellen, wir zahlen nix. ntv erinnerte am 15.6.2016 unter der Überschrift > Grubes Zukunft als Bahnchef ungewiss an das vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn am 15. März angeforderte externe Gutachten. Ist die Bahn nicht selbst in der Lage, den Stand des Baus von S21 und die weitere Planung öffentlich dazulegen? ntv zitiert das Aufsichtsratsmitglied der Bahn Klaus-Dieter Hommel: „Wir wollen keine weiteren Überraschungen bei den Kosten und beim Zeitplan erleben.“ Das sieht danach aus, als wolle man die Verantwortung abschieben, sozusagen an ein Gutachterbüro verkaufen und sich aus der Affäre ziehen. Man wolle im September wissen, schreibt ntv, laut Hommel solle „auch festgestellt werden,“ ob der bisherige Finanzierungsrahmen von 6,5 Milliarden Euro ausreiche. Feststellen, klingt nach beschließen, und dann wäre S21 weiterhin eine Hängepartie, denn alle Unwägbarkeiten von Keuper, Brandschutz, über noch ausstehende Baugenehmigungen bis zur längere Bauzeit lassen wohl nur Schätzungen der endgültigen Bausummme zu. Da wird auch heute kein Gutachterbüro helfen, an das man die Verantwortung für S21 verkauft hat. Dem Vernehmen nach will der Bund auch nichts zuschießen, das Land Baden-Württemberg sowieso nicht, aber letztendlich der Steuerzahler wird schon zahlen, weil die Bahn mehr Geld braucht und die Fahrpreise werden immer weiter steigen.

S21 ist heute ein veraltetes Bauprojekt aus dem letzten Jahrhundert. Unser grüner Bürgermeister Fritz Kuhn will das Projekt unbedingt weiterhin unterstützen. > Hatten die Grünen ihre Wahlerfolge nicht der Opposition gegen S21 zu verdanken? Will man sich die Pläne der Bahn wirklich gefallen lassen? Sie in unserer Stadt bauen zu lassen? Man schleust die Fahrgäste schnell unter der Stadt durch auf der Reise von Paris nach Bratislava.

Stuttgart wird zum Knotenpunkt ausgebaut, soll eine Durchreisestadt werden, anstatt, so wie es ihre wunderbare topographische Lage ihr vorgibt, eine Ankunftsstadt zu bleiben, die einen prächtigen Empfangsbahnhof verdient hat, von dem man nach der Ankunft ebenerdig in die Stadt weiterschreiten kann. Auch wenn der neue tiefgelegte Haltepunkt auf den Illustrationen gut aussieht, als Quartierbebauung bleibt er eine Insellösung, da die benachbarten Quartiere mit ihm nicht zu tun haben wollen. Die Planung reicht bis zum Bahnhofsrand. Eine Gesamtkonzept für die Innenstadt gibt es nicht.

Seit fünf Jahren klagen wir über die > Kronprinzenstraße, sie ist ein Beleg dafür, wie die Innenstadt verkommt, weil man woanders Unnützes baut:
> Warum wird die Kronprinzenstraße keine echte Fußgängerzone?

Die Autobahn kommt weg: Vorbild Stadtreparatur in Lyon

Dienstag, 14. Juni 2016

Richard Schittly bringt die gute Nachricht > Lyon ne sera plus balafrée par l’autoroute A7, LE MONDE, 11.06.2016. In den 60er Jahren wurde die Uferstraße zur Autobahn ausgebaut. Anfang der 90er Jahre wurde schon einmal darüber nachdeacht, aber damals konnte man sich zu einem Rückbau der Autobahn noch nicht durchringen. Gérard Collomb, Bürgermeister von Lyon und Senator hat das Projekt jetzt aber doch auf den Weg gebracht. Alain Vidalies, Staatssekretär für das Transportwesen, unterstützt ihn. Die Autobahn soll in den nächsten 15 Jahren einem Boulevard mit Bäumen weichen. Die täglichen 16000 Autos müssen eine Umgehungsstraße bekommen.

Auch in deutschen Städten haben Autofreaks die Gunst des Wiederaufbaus noch bis in die sechziger Jahre genutzt und kreuzungsfreie Stadtautobahnen über und unter der Erde gebaut. Ulm ist ein Beispiel dafür, wie solche Schäden erfolgreich repariert werden können: das Projekt hieß > Neue Mitte Ulm und damit wurde in der Mitte der Schnellstraße durch die Stadt der Geschwister-Scholl-Platz errichtet, der das Quartier um das Münster mit der Altstadt so erfolgreich wiederverbindet. Stadtreparatur nennt man ein solches Vorhaben, das viele andere Städte auch dringend würden, würde sich die Verkehrsvernunft erst einmal durchsetzen. Je mehr Straßen, um so mehr Autos werden angesaugt. Überall gibt es große Straßen, an deren Enden sich alles staut.

Stuttgart könnte vom Lyoner Projekt sehr viel lernen:

Hier gibt es > eine bis zu 14-spurige Schneise durch die Stadt, auf der Durchfahrer und Hin-und Herfahrer, weil man die Schneise nicht einfach so queren kann, sich begegnen.

Zitieren wir aus unserem Beitrag vom Juni 2011 > Stadtreparatur in Stuttgart (II): Die Hauptstätter Straße:

„Also nochmal:

40 Prozent sind Hin-und Herfahrer *
30 Prozent nutzen die Stadtautobahn, weil es sie gibt, ohne sie
würden sie den Zielort ihrer Fahrt direkt ansteuern
30 Prozent sausen wirklich von der Filderstraße bis zum Neckartor auf der Stadtautobahn
und gehören eigentlich nicht in die City
20 Prozent machen ohnehin Fahrten unter 3 oder 4 Km

120 % – das sind nur Schätzungen, aber diese Größe legt nahe, dass wir diese Stadtautobahn nicht brauchen und schon gar nicht den Tunnel, denn Tunnel brauchen Ein- und Ausfahrten, die für den Stadtboden gestaltungsmäßig verloren sind.

Ulm hat es Stuttgart vorgemacht: > Das Modell für Stuttgart: Die neue Mitte Ulm

* Die Hin-und Herfahrer: „Wieso brauchen wir mitten in der Stadt so viele Spuren? Unsere Blogleser kennen schon die Rechnung: 35 % Hinundherfahrer, die nur den nächsten U-Turn suchen, 35 % fahren hier, weil es bequemer ist, als direkt den Zielpunkt anzusteuern, 20 % könnten auch eine Parallelstrasse nutzen, 10 % brausen nur mal eben vom Marienplatz biz zum Neckartor durch, könnten auch woanders fahren. Wer braucht die Hauptstätter Strasse eigentlich?“ Dies steht hier: > Die autogerechte Stadt (III): Der Österreichische Platz.“

Die beiden > getrennten Stadtteile würden wieder miteinander verbunden, die Wunden der Nachkriegszeit würden endlich geheilt werden. Einfach einen Teil der Fläche der Hauptstätterstraße bebauen und vielleicht eine Straßenbahnlinie oberirdisch vom Marienplatz zum Neckartor einrichten, wie der > Architekt Roland Ostertag dies schon 2010 vorgeschlagen hat. > Stadtreparatur in Stuttgart (II): Die Hauptstätter Straße.

Frankreich macht es mit der Stadtplanung vor – man muss nur genauer hinsehen:

> Nachgefragt: François Grether, architecte et urbaniste

Siehe auch:

> projets-architecte-urbanisme.fr

S21-Milliarden?

Donnerstag, 9. Juni 2016

Wieviele Milliarden benötigt die Bahn, um S21 fertigzustellen? 6,8, 10 oder noch mehr? Längst sind nicht alle Baugenehmigungen eingetroffen. Immer neue Keuper-Schichten werden die Tunnelbauer überraschen und jedes Jahr Bauverlängerung ist auch nicht umsonst zu haben. Der Zeitpunkt ist absehbar, wo auch in den Reihen der Befürworter so mancher sich fragen wird, wie konnte das Projekt eigentlich gegen jede städtebauliche Vernunft durchgesetzt werden? Um es den Gegnern, die sich nie einig waren, mal so richtig zu zeigen? Um schwäbische Ingenieurskunst unter Beweis zu stellen? Um Reisende statt nach Stuttgart elegant auf der Fahrt von Paris nach Bratislava unter der Stadt durchzulotsen? Heute fragen sich alle, allein wenn es nur um den Tiefbahnhof und den Brandschutz geht > Wie soll man aus S21 rauskommen?, obwohl es doch > Vorteile von S21 gibt?

Allein die > Zerstörung des Schloßgartens,

die Vernichtung dieses Kleinods eines innerstädtischen Naherholungsortes, sein Eintauschen gegen eine mehr als zehnjährige Baustelle kann bei jedem Stadtplaner nur ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen:

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Bis man sich über den neuen tiefgelegten schiefsten Haltepunkt der Republik wirklich freuen kann, gibt es eine ungeahnte Zahl von km auf denen die Reisenden ihre Koffer hinter sich > über die Baustelle herziehen müssen. Neulich sagte mir eine Schaffnerin am Zug, wenn Sie den anderen Zug – meiner mit Zugbindung war ausgefallen- nutzen möchten, müssen Sie am Service-Point fragen, ob das möglich sei, von dort wurde ich zum Schalter geschickt, um dann wieder zum Gleis zurückzurennen, weil der nächste Zug schon abfahrbereit war. Und den Koffer immer hinterher.

Kosten. Es ist ja nicht schlimm, > wenn Großprojekte teurer werden. Das kennt jeder Häuslebauer, aber schlimm ist nur, > eine Volksbefragung über das Ausstiegsgesetz S21 zu machen und dabei dem Wähler hoch und heilig zu versprechen, das Ganze geschehe unter der Vorgabe, man bleibe unter 5 Mrd. und jetzt das. Vergleichen wir > Leipzig und Stuttgart.

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> Der neue Tiefbahnhof

Aber schon 2013 fragten wir > Wo bleiben die Vorteile von S 21? Und dann auch noch die > Insellösung hinter dem Bahnhof als Planungsdesaster, jetzt wird auf eine kleine Fläche noch ein Hochhaus gebaut, damit > die schöne Stadtbibliothek eingemauert wird. > S 21: Der Stuttgarter Schlichterspruch streift die Kostenfrage (aus welchen Gründen wohl?) nur am Rande. Auf S. 2 steht: „3. Bund und die Länder Baden ? Württemberg und Bayern (wegen Neu ? Ulm ? 21) sich auf eine Vorfinanzierung geeinigt hatten, genehmigte der Aufsichtsrat der DB am 14. März 2001 das Projekt. Damit wurde der Weg für die Einreichung der Planfeststellungsunterlagen geebnet. Am 31. Oktober 2001 wurde das erste Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahnbundesamt eröffnet. In den darauffolgenden Jahren wurde das Projekt von allen zuständigen parlamentarischen Gremien mehrheitlich gebilligt und insoweit legalisiert. Dennoch formierte sich schon frühzeitig Widerstand gegen S 21, der sich vor allem im Laufe des Jahres 2010 zu massenhaften Demonstrationen mit bis zu über 60.000 Teilnehmern äußerte.“ Hat man das damals überlesen? „legalisiert“ klingt hier wie „beschlossen und verkündet“, mit rechtlichen Grundlagen „nicht widerspruchsduldend“, der Tenor des Spruchs hätte schon damals viele mehr erstaunen müssen: Und dann das „dennoch“, das heute anklingt, wenn Befürworter sagen, S 21 sei beschlossen und werde gebaut… obwohl Planung und Genehmigungen bis heute (2016) keineswegs alle vorhanden sind. AuUf S. 2 des Schlichterspruchs steht auch mit Blick auf die immer stärker werdenden Proteste und Demonstrationen gegen 21. „Diese Entwicklung, mit negativem Echo bis in die USA, hatte die Bevölkerung und die politisch Verantwortlichen erschüttert. Sie hatte regionale und überregionale Gründe und ist nur zu verstehen auf dem Hintergrund einer massiven Vertrauenskrise der Politik im Allgemeinen und einer speziellen ebenfalls massiven Kritik an der Art und Weise des Zustandekommens und der Durchführung des Projekts S 21.“ Peinlich, sogar in den USA hörte man den Protest, aber die Gründe für die Ablehnung wurden im Spruch mit einer „Vertrauenskrise in die Politik“ erklärt, statt die mangelnde Qualität von S21 als Auslöser der Demos zu nennen. und so geht es weiter S: 2/3: „In den Augen vieler Bürgerinnen und Bürger waren mit ihm mehr ökologische, geologische und finanzielle Risiken als wirtschaftlichen Chancen verbunden.“ Offensichtlich waren die Gegner lt. Schlichter nicht in der Lage, die großartigen Chancen des Projektes zu verstehen. ALso wurde der Schlichter zum Pädagogen: „Wichtiges Ziel der Schlichtung war daher, durch Versachlichung und eine neue Form unmittelbarer Demokratie wieder ein Stück Glaubwürdigkeit und mehr Vertrauen für die Demokratie zurückzugewinnen.“ S. 3. Versachlichung der Debatte, was im Nachhinein als Durchsetzung liest. Aufklärung stand im Vordergrund mit Kant als Paten: „Die Schlichtung war daher auch moderne Aufklärung im besten Sinne von Immanuel Kant, nämlich die Menschen zu befähigen, sich aus „unverschuldeter Unmündigkeit“ zu befreien und dadurch „jederzeit selbständig denken“ zu können.“ ib.

S21: Das ist schon immer die Geschichte von „Fakten schaffen“ und irgendwie die Baugenehmigungen zu erzwingen, man könne ja nicht einfach aufhören, nachdem man schon so viel Geld verplant habe. Irgendwie werden die fehlenden Baugenehmigungen schon kommen, es geht ja gar nicht anders, es wird ja schon gebaut, es wird eben einfach ein bisschen mehr Grundwasser umgewälzt. Die Menge des entnommenen Grundwassers steigt mit den Baukosten oder umgekehrt: „Erst sollten 3,2 Milliarden Liter Grundwasser abgepumpt werden, seit letztem Mai sollen es 6,8 Milliarden Liter werden – ein Würfel mit einer Kantenlänge von 10 cm fasst einen Liter – und nun soll ein weiteres Drittel oben draufkommen, so meldet es am 13.1.2012 die Stuttgarter Zeitung. “ > So viel Grundwasser – 12.12.2012. Also > Der Stuttgarter Hauptbahnhof im August 2010. Wenn die Seitenflügel dran glauben müssen, wird auch bestimmt gebaut werden. > S 21 oder ein modernisierter Kopfbahnhof ?: Die Befürworter wollten von den Kritikern nichts annehmen. Es kommt wie vorhergesehen:

Die künftigen Bahnreisenden werden unter der Stadt durchfahren, oh und ah im neuen Tiefbahnhof rufen, bevor der Zug sie nach 3 Minuten wider durch die Röhre ins Stuttgarter Umland befördert. Stuttgart wird von einer Ankunftsstadt zu einer Durchreisestadt, der hypermoderne Bahnhof hui und die Innenstadt, die wird vielleicht noch 2028 so aussehen?

> Die Verwahrlosung der Kronprinzenstraße – 8. Februar 2015

Ausstellung LICHT. RAUM. PERSPEKTIVE

Freitag, 22. April 2016

Vom 24. April bis zum 1. Mai 2016 stellen die Künstlerinnen Katharina Tersch und Antje Hommel Malerei und Fotoarbeiten im ‚creative space and gallery‘ in der Olgastraße 138, Stuttgart-Süd aus.

Katharina Tersch, ‚Es ist vorbei‘ 2015, Öl auf Leinwand,175×220
Die mittels der Fotografie in Szene gesetzte Architektur, die Lebendigkeit der Materialien von Stein oder Beton kommunizieren auf eine leise Art mit den großformatigen Baumbildern, die ihrerseits einen Bezug zur ursprünglichen Natur herstellen. Der Kontrast zwischen urbaner Struktur und einer gewachsener Welt innerhalb und außerhalb der Zivilisation führt den Betrachter durch bekannte und unbekannte Bildräume, in denen Licht, Perspektiven und das persönliche Erleben die Wahrnehmung verändern.

Antje Hommel
Antje Hommel ‚Équilibre‘, 2015, 60×90

Überraschend wechselt der Blick der Künstlerinnen auf ähnliche Objekte und so können innerhalb serieller Arbeiten unterschiedliche Ansätze im fotografischen und malerischen Bereich entstehen.

Am 30. April findet um 17 Uhr vor Ort die Finissage mit einer Band und Live Musik statt.

Katharina Tersch 
Karlsruhe
www.katharina-tersch.de
Antje Hommel
Stuttgart
www.antjehommel.com

Die Abriegelung der Stuttgarter Talmulde

Mittwoch, 30. März 2016

Unser neues Titelfoto für unseren Blog wurde vom Kappelberg aus aufgenommen. Es zeigt eine interessante Stadtlandschaft, in der der Blick auf die Höhen allmählich zugebaut, und die Öffnung der Talmulde hin zum Neckar geschickt durch großzügige Gebäuderiegel versperrt wird. Ob die neuen Hochhäuser auf der > Fläche A1 und drumherum > klimatische Auswirkungen auf die Stuttgarter Stadtluft haben, spielt für die Planer wahrscheinlich keine Rolle.

Diese Bautätigkeiten führt dazu, dass in dieser Stadt immer mehr Quartiere > nachverdichtet werden:

Sehen Sie den Karlsplatz?

Man kann sich vorstellen, dass dies alles nur der Anfang der Architekturideen für die > Stuttgarter Stadplanung im 21. Jahrhundert ist. Nachdem die alten Platanen im > Oberen Schlossgarten einer jahrelangen Baustelle weichen mussten, warten wir nun alle gespannt auf die Betondecke des neuen unterirdischen Bahnhofs, der dort zum schnellen unterirdischen Verlassen der Stadt einladen wird.

> Immer enger: Nachverdichtung in der Innenstadt (III)

> Nachverdichtung in der Innenstadt IV. Das Dorotheen-Quartier in Stuttgart

Großprojekte: Verdoppelung der Baukosten

Freitag, 4. März 2016

> How Cost of Train Station at World Trade Center Swelled to $4 Billion New York Times, 2. Dezember 2014

> Ground Zero in New York is get the “World’s most costliest train station”: „The most expensive train station in the world will be on the site of the World Trade Centre destroyed 14 years ago in the 9/11 attacks.“ Und „n the 12 years since the project was unveiled, it has been heavily criticised — for its appearance but also for spiralling so drastically off budget and closing seven years behind schedule. Initially budgeted at $2 billion, it has spiralled to $3.85 billion according to a spokesperson in Calatrava’s office, which would make it the most expensive station in the world.“

Und in Stuttgart?


> S21 – Neuordnung Bahnknoten Stuttgart Die Kosten abgerufen am 4.3.2106
„2015

Zum Stand Ende 2015 ist zu erwarten, dass für das Projekt Stuttgart 21 Aufträge einschließlich etwaiger Nachträge in einem Volumen von rund 3.100 Mio. Euro vergeben sind. Dies entspricht fast der Hälfte des Gesamtwertumfangs. Zum Jahresende erwartet das Projekt Gesamtausgaben in Höhe von 1.500 Mio. Euro und damit etwa ein Viertel des Gesamtwertumfangs. Stuttgart 21 kann somit nach Überzeugung der Geschäftsführung der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH mit großer Plausibilität innerhalb des bewilligten Kostenrahmens realisiert werden. “


Oder sind es 10, 12 oder 15 Milliarden?

> Zerstörung der Stadt mit Milliarden – Kosten und Termine Stuttgart 21 – Blog von Roland Ostertag

Konstantin Schwarz, > Stuttgart 21. Wahre Kosten verschwiegen? – Stuttgarter-Nachrichten, 16. Juni 2015

Bei der Volksbefragung zum Gesetz, dass Baden-Württemberg zum Ausstieg aus der Finanzierung von S21 verpflichten sollte, wurden als Enstscheidungsgrundlage für den Wähler 4,87 Mill. EUR vorhergesagt. Mit dem Versprechen, es werde keine Steigerung geben:

> François Hollande: Zum Stuttgarter Bahnhof gab es eine Volksbefragung…

Da aber ein Referendum immer irgendwie die Absichten ihrer Autoren verstecken, glaubt sogar Präsident Hollande, die Wähler hätten das Projekt für gut befunden.

Ortsbegehung (I) Das Bosch-Areal nach 10 Jahren

Donnerstag, 3. März 2016

Was war deas für eine Aufbruchstimmung, als das Bosch-Areal vor 10 Jahren gerettet wurde und in neuem Glanz erstrahlte.

Professor Ostertag hatte das Bosch-Areal gerettet,

das sonst wie so vieles in Stuttgart einschließlich der Stadtgeschichte mit ihrem Gedächtnis der Spitzhacke zum Opfer gefallen wäre.

boschareal

Klappentext: „Die Verwandlung des ehemaligen Firmengeländes der Robert Bosch GmbH in Stuttgart zu einem Stadtquartier mit vielfältiger Nutzung wird in diesem Band ausführlich beschrieben und an zahlreichen Fotos und Plänen veranschaulicht. Büros, Einzelhandel, Kino- und Veranstaltungsbereiche, Wohnen und Gastronomie, eine Disko und das Literaturhaus finden sich heute in diesem denkmalgeschützten Areal.“

Hrsg. Roland Ostertag > Das Bosch-Areal

Stuttgart: Karl Krämer2003, Reihe: Stuttgarter Beiträge, 104 Seiten, zahlr. Abb., Zeichn., Pläne, Geb 21 x 28 cm, ISBN 978-3-7828-1613-7
Best.-Nr. 112290

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Was war das für ein Vergnügen, die Innenhöfe des Bosch-Areals zu erkunden! Die gewölbten Glasdächer, Orte zum Verweilen.

Und heute?
Das Mobilar des größten dieser Innenhöfe macht aus ihm eine Art Hinterhof, abweisend und unordentlich. Riesige Werbeplakate stören den Blick auf die Glaskonstruktion. Kübel mit Bepflanzungen stehen wie abgestellt dort herum. Eine Art ungenutzte Bühne steht im Weg, ein Zelt wie auf eine Baustelle stört den Gesamteindruck, der Raum lädt nicht mehr zum Verweilen ein, nur wenn überhaupt zum schnellen Durchschreiten:

Bitte öffnen Sie das Fotoalbum mit einem Doppelklick auf ein Foto erst, wenn diese Website, die Seite dieses Blogs vollständig geladen ist, der blaue Kreis oben im Reiter muss verschwunden sein:

Nachverdichtung in der Innenstadt IV.
Das Dorotheen-Quartier in Stuttgart

Sonntag, 28. Februar 2016

Was ist denn da passiert?

Wieder einmal wird in Stuttgart nachverdichtet. So nennt man das, wenn in einem bebauten Gebiet eines Stadtviertels Lücken (eng) bebaut werden.

Am 27. September hatten wir dieses Stadtquartier schon einmal vor unserer Fotolinse: > Immer enger: Nachverdichtung in der Innenstadt (III). Wir wiederholen hier noch einmal eines der Fotos vom September, mit dem so wunderbar gezeigt werden kann, wie Teile des Dorotheen-Quartiers in die Sichtachsen gebaut werden:

Am 27. Februar 2016 kamen wir über den Karlsplatz zum Dorotheen-Quartier. Es ist gar nicht zu übersehen, was da gebaut wird:

Bitte öffnen Sie das Fotoalbum mit einem Doppelklick auf ein Foto erst, wenn diese Website, die Seite dieses Blogs vollständig geladen ist, der blaue Kreis oben im Reiter muss verschwunden sein:

Vor einem Jahr sah die Baustelle noch ganz anders aus. Achten Sie auf die freie Sicht zu der Halbhöhe und auf die Fotos, die die Umgebung des Neubauten zeigen. Das neue Gebäude setzt sich in das Quartier, zwischen der eher beschaulichen Markthalle, dem wunderbaren Karlsplatz, den etwas weniger schönen Bauten von Breuninger, hinter das Hotel Silber. Und was sollen sie zu ihrer Umgebung sagen? Wir sind jetzt da… Nichtwiderspruchsduldend. Einen Dialog mit der Umgebung wird es kaum geben, Bezüge sind nicht erkennbar, weil alle erkennbaren Achsen zugebaut und verschlossen wurden. Der fehlende Dialog mit der Umgebung der neuen Gebäude darf nicht unterschätzt werden, daran kann man die besonders hohe städteplanerische Fehlleistung gerade an diesem Ort besonders gut erkennen.

Viel höher als die umstehenden Gebäude, machen sich die Neubauten zu einem völlig unverdienten Bezugspunkt der Umgebung, sie machen sich das Quartier untertan, was ja auch im Namen Dorotheen Quartier zum Ausdruck kommt, den sie in Ignoranz der Umgebung für sich beanspruchen. So ist es mit anderen Neuquartieren in Stuttgart , wie z.B. mit > A1, wo gebaut wird, ohne Bezüge zu den Nachbarquartieren zu berücksichtigen… deren Anwohner sich lange über die Zunahme an parkenden Autos beklagt haben. Beim > Einkaufszentrum Gerber ist es kaum anders, die leider immer noch stehende > Paulinenbrücke wirkt dort wie ein Panzerriegel zur Weststadt.

Von den oberen Etagen bietet das Dorotheen-Quartier möglicherweise einen grandiosen Ausblick auf das beschauliche Stuttgart von einst, auf den Karlsplatz, der künftig von der Glasfassade überragt werden wird und seinen Charakter als schöner Ort der Begegnung verlieren könnte. Dort unten ist auch die Markthalle, die sich künftig anhören muss, „Du kommst als Überrest auch noch weg“, wenn man einmal den Dialog zwischen den Gebäuden sich vorstellt. > „Dich krieg ich auch noch weg. …“ sagt an anderer Stelle das Einkaufszentrum zum Königsbau.

Das Dorotheen-Quartier ist ein erneuter Beweis dafür, dass Stadtplanung in Stuttgart keine Rolle spielt. Sichtachsen werden zugebaut, dem Streben von Investoren nach unverhältnismäßiger Größe wird nachgegeben, immer mehr Stadtteile verlieren ihre Chance auf eine ausgewogene Entwicklung oder werden vernachlässigt wie die > Kronprinzenstraße.

Wenn auch über das Dorotheen-Quartier möglicherweise ausgiebig beraten wurde… das Ergebnis ist verheerend. Viel zu groß für die Baulücke, ein Desaster für den Karlsplatz. Vielleicht konnte das Viertel nur so bebaut werden, weil es in einer Randlage liegt. Die > Hauptstätter Straße mit ihren vielen Fahrbahnen wirkt wie eine Barriere. Für Fußgänger spielt das jeweils gegenüberliegende Stadtquartier keine besondere Rolle. In dem folgenden Album stehen die frühesten Fotos am Ende: