#S21 und die Kosten finanzieller und qualitätsmäßiger Art
8. Juni 2019 von H. Wittmann
Natürlich wird es immer teurer… das ist bei Großprojekten irgendwie normal. Aber bei der > Volksabstimmung 2011 hatte man uns so fest versprochen, dass 4,8 Milliarden reichen würden… Am besten sollte der Schrecken ein sofortiges Ende haben. Man muss ja festhalten, dass die Kostengrenze eines der 21 Argumente für #S21 gewesen ist. Man kann wirklich den Eindruck gewinnen, dass die Bahn und viele der anderen Beteiligten am liebsten nichts mehr von dem Thema hören würden und das ganze Projekt auch nicht noch einmal anfangen würden.
Die stoische Ruhe der Stuttgarter, die die langen Wege im Hauptbahnhof ertragen, überrascht und die ankommenden Gäste der Stadt ziehen ihre Koffer durch einen langen Korridor, um dann die S-Bahn zu suchen. Was waren das noch für Zeiten, als man in der Mitte des Bahnsteiges in den Untergrund zur S-Bahn schlüpfen konnte. Jetzt wird gerade die Fahrkartenausgabe in einem Gebäude am Rande des Bahnhofs versteckt. Und sozialen Beziehungen pflegen, die Lieben zum Hauptbahnhof bringen oder mal eben abholen, wird auf Jahre hinaus erschwert.
Roland Ostertag (1931-2018) beklagte immer zu Recht architektonische Missgriffe, die nur für die Geschwindigkeit da sind, die aber die Menschen nicht berücksichtigen. Seit dem Beginn von #S21 ist der Mensch, der Flaneur, immer nur im Weg, er stört überall, nur Notlösungen wie der Käfigabgang in den Schlossgarten, oder der bereits erwähnte Tunnelgang.
Der Verlust an Aufenthaltsqualität während der Bauarbeiten wird von den Stuttgartern klaglos hingenommen. Ach, behielten wir doch einen schicken Kopfbahnhof, mit einer großzügigen (sogar doppelten) Bahnhofshalle, wie in Leipzig, eine Halle, die sich zur Stadt, zum Tal hin öffnet. Stattdessen werden potentielle Gäste im Untergrund unter den Stuttgarter Bergen im ICE hindurchgejagt und oben hoffen die Stuttgarter unter sich bleiben zu können.
Diese Kosten, die langen Wege, der Krach, die Dauer, der gravierende Verlust an Aufenthaltsqualität sind mit ihren Folgen gar nicht bezifferbar und werden folglich bei den Baukosten nicht mit eingepreist. Wer freut sich eigentlich auf den schiefen unterirdischen Haltepunkt, zu eng und zu unpraktisch? Ach, das ist noch der Flughafen… wird der mit angebunden? Ist das alles schon geplant und genehmigt?
Milliardenprojekt: Bahn muss Notreserve von Stuttgart 21 anzapfen https://t.co/dpvbgc8yzZ via @SPIEGELONLINE
— Kultur in Stuttgart (@stuttgartfotos) June 8, 2019
Protokoll: Fassen wir zusammen, von 21 Gründen für #S21 gibt es noch 2: 1. Wir haben schon so viel gebaut, da kann man nicht mehr aufhören 2. Kosten von 7,7 Milliarden EUR + evtl. 0,5 Millarde Puffer werden nicht überschritten (lt, Profalla). Das glauben nur die Anhänger von #S21
— Kultur in Stuttgart (@stuttgartfotos) March 30, 2019
Das hat ein Freund mir tatsächlich geglaubt:
Bin eben in Stuttgart losgefahren. Toll, da wird der zu enge unterirdische Bahnhof durch einen modernen Sackbahnhof ersetzt. 7 oder 8 Züge warten auf die Reisenden, auch 12 könnten warten. Bequem einsteigen, viel Platz. Au revoir #S21.
— Kultur in Stuttgart (@stuttgartfotos) April 19, 2019